Die Geschichte von Susans R4

Wieso "Susans R4"? Ganz einfach weil die Vorbesitzerin so hieß.

Wie alles mit "Susans" R4 begann.
Eine Freundin sah bei uns in der Stadt immer wieder mal einen roten R4 herumfahren. Sie wusste das ich (wir) mal so eine Kiste hatte(n), er mir immer noch gefiel und ich mir wieder mal einen kaufen möchte. Als sie ihn mal beim Einkaufen sah hängte sie einen Zettel an die Scheibe. Die Besitzerin meldet sich dann nach ein paar Monaten als sie ihr Auto verkaufen wollte. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mir jedoch schon den "Flocki R4" gekauft.
Mir gefiel ein roter R4 eigentlich immer viel besser, mein erster R4 war rot und er gehört meiner Meinung nach einfach "rot".


Mein erster R4

Was schrieb "Motorvision Classic" zum Thema R4:
Er war praktisch, er war billig und er war auch Weltanschauung. Nicht so extrem wie die Ente, aber immerhin. 1961 fand man den Renault R4 allgemein recht unansehnlich. Ein Nutzfahrzeug, mehr nicht. Aber die Deutschen liebten den Franzosen mit dem schluckfreudigen Fahrwerk. Die letzten neuen Renault 4 standen 1988 beim Renault Händler um die Ecke. Das Innere des R4 gleicht einer Zeitmaschine. Alles ist simpel, übersichtlich, manches rührend primitiv. Ab 1.500 Euro kann man heute ein gutes Exemplar finden.

Nun zu den Fakten von Susans R4:
Es handelt sich um ein Deutsches Modell (in Slowenien gefertigt, Erstzulassung Deutschland, also kein Reimport).
Erstzulassung: 07.11.1988 (somit einer der letzten aus Deutschland).
Motor: 1100er Bigblock mit 34 PS (bedingt Schadstoffarm).
Vorbesitzer vor mir: 2

07.11.1988, wurde er von einer älteren Dame NEU gekauft.
Sie ist 1922 geboren, war somit beim Kauf 66 Jahre alt.
Sie besaß ihn 12 Jahre und hatte, vermutlich am Ende ihres Besitzes, einen Unfall mit Frontschaden. Der Frontschaden wurde jedenfalls Fachgerecht repariert, vermutlich von einer Renault Werkstatt oder zumindest von einer Fachwerkstatt.
Es wurde jedenfalls die komplette Front Partie erneuert wie Motorhaube, beide innen und außen Kotflügel usw. Der Lack in diesem Bereich sah immer noch recht frisch aus.
Der R4 müsste zu diesem Zeitpunkt ca. 45.000 km auf seinem Tacho haben (Susan gab mir diese ca. Angabe)

21.06.2000 wurde er dann auf "Susan" zugelassen.
Sie ist eine allein stehende Frau mit 2 jugendlichen Kindern. Sie nutzte den R4 ständig, Sommer wie Winter (leider auch im Winter), er war zuverlässig und sie fuhr damit immer gerne herum. Es war ihr einziges Auto, also einfach ihr Alltagsauto.

06.04.2004 kaufte ich ihn dann nachdem ich mir ihn genauer angesehen habe. Ihn zu restaurieren dürften für mich kein allzu großes Problem darstellen (dachte ich ursprünglich). Es ist zwar genug Arbeit, aber vermutlich weniger als beim weißen "Hutschi R4".

Bei dem habe ich ja dummerweise einen hinteren Radkasten herausgetrennt nachdem mir ein guter Bekannter (mein Werkstattkollege) dazu geraten hat. Er meinte: dieses löcherige Ding sollte ich doch heraustrennen und einen neuen einsetzen. Der Vorschlag von ihm war nicht schlecht, einen neuen gibt es ja im Internet zu bestellen bei: ingo-heitel, er ist zwar nicht unbedingt billig aber viel weniger Arbeit als ihn in Patchwork Arbeit zusammen zu stückeln, gesagt, getan. Ich trennte sofort das löcherige Teil aus dem weißen R4.
Das dumme an der ganzen Geschichte war nur, ich hätte vorher beim Ingo bestellen sollen, bevor ich ihn herausreiße. Als ich das Teil bei ihm bestellte teilte er mir mit das er den angebotenen Innenkotflügel nicht mehr liefern kann :-(((

"Susan" wollte "ihren" R4 eigentlich nicht verkaufen. Sie fand das Auto ganz witzig, kultig, und zuverlässig. Es gab jedoch zwei gute Gründe die für sie gegen den R4 sprachen.
Der erste war, der TÜV lief diesen Monat ab und er würde es nicht mehr ohne größeren Aufwand schaffen.
Der Zweite Grund, Ihr Sohn, der gerade den Führerschein gemacht hatte, kam mit dem R4 nicht soo zurecht, oder ihm gefiel so eine Kiste einfach nicht.
Nun hatte sich mit dem Verkauf auch das Problem des Entsorgens erledigt für sie erledigt.

07.04.2004 Anmeldung meiner Neuerwerbung. Nutzung und Testphase. Kleinere Reparaturen um die Nutzung aufrecht zu erhalten. Es wurde z.B. gemacht:
Vergaser überholt incl. neuer Abdichtung.
Wechseln der ausgeschlagenen Spurstangenköpfe.
Vorderen Radlager wurden erneuert, was allerdings nicht die gewünschte Besserung brachte.
Bremsen zerlegt und überholt.
Beginn der Reparaturarbeiten am linken Radkasten. Gummimatten entfernen, entrosten, sich ein Bild machen von dem was sich darunter verbarg.
Ich wollte den R4 schließlich im Sommer 2004 noch fertig bekommen (bevor es zu kalt zum schrauben wird) und ihn dann im Frühjahr 2005 zum TÜV vorfahren. Ich möchte schließlich ab 2005 mit meinem frisch restauriert "roten" R4 herumdüsen und auf die R4 Treffen fahren können.
Nachdem ich die Matten entfernt hatte musste ich feststellen das darunter alles feucht und angerostet war. Ich dachte zu diesem Zeitpunkt noch nicht daran was ich jetzt alles weiß. Habe darunter auch einiges an Karosseriedichtmasse gefunden. Nachdem ich mich daran machte das ganze Zeug zu entfernen habe ich festgestellt das in der Werkstatt, in der die Susan ihren R4 immer zur Reparatur brachte, ein echter zuschmier und Spachtel Künstler arbeiten muss. Ich möchte jetzt nicht näher darauf eingehen, nur soviel, wenn ich den herausgerissenen Radkasten aus dem weißen R4 eingesetzt hätte wäre es weniger Arbeit gewesen. Übrigens, der linke Radkasten war der bessere.

24.05.2004 Abmeldung.
Schweißarbeiten an beiden Radkästen.
Schweißarbeiten am Schwellerende rechts (oder auch Schwingträger genannt).
Schweißarbeiten am rechten hinteren Hilfsrahmen (oder auch Längsträger gennant).
Schweißarbeiten am Bodenblech.
Die meisten Arbeiten habe ich im Bild dokumentiert. Habe dummerweise am Anfang der Restaurierung nicht daran gedacht es zu Fotografieren.

30.10.2005 ich schraube, schweiße, schleife und basteln immer noch an ihm soweit es mir die Zeit erlaubt.
Nach etlichen Quadratmeter Blechen, einigen Reparaturblechen und einigen anderen Ersatzteilen bin ich immer noch nicht fertig. Das Ende ist aber jetzt überschaubar.
Meiner Meinung nach ist er wenn er fertig ist besser wie er damals aus Slowenien kam. Es gibt zwar auch ein paar kleine Stellen die noch nicht perfekt sind. Die werden aber dann gemacht wenn die Zeit dafür reif ist.

Wenn Ihr Interesse habt könnt Ihr euch selbst anhand der Bilder ein Bild von meiner Restauration machen.



Ich finde übrigens weiße Autos einfach hässlich, auch wenn es ein R4 ist. Nun gut hässlich ist der R4 ohnehin, behaupten jedenfalls viele. Ich persönlich teile diese Meinung der anderen allerdings nicht.
Ich finde er hat einfach Charakter weil er etwas eigenwillig aussieht. Es ist jedenfalls ein Auto das ein Gesicht hat das sich von der anderen Automasse abhebt. Er hat einfach noch nicht diese Windkanal geformten Außenkontur und hebt sich dadurch von dem anderen Einheitsbrei der Autoindustrie auf unseren Straßen ab.